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7. Leila

Ursprünglich aus Kairo
Jahre in Mojácar 30 


Als ich vor Leilas Haus parke, steht sie schon am Gatter und begrüßt mich mit ihrer herzlichen, offenen Art, die sofort mitreißt und gute Laune verbreitet.

Ihr Haus liegt direkt am Meer mit einer großen, offenen Terrasse, wo wir Platz nehmen und ich bald mit Tee und einem sündhaft leckeren Apfelstrudel bewirtet werde. Neben uns spielen die Nachbarskinder, für die Leila so eine Art Tante zu sein scheint und denen sie mit einem Augenzwinkern und dem Satz “pero no se lo digas a tu mamá!” (aber sag es nicht deiner Mama) immer mal wieder etwas Süßes zusteckt. 

Ich kannte Leila nur flüchtig, so wie man sich auf dem Dorf eben “kennt”, ohne dass von kennen wirklich die Rede sein kann. Daher war ich um so gespannter auf ihre Geschichte, die von einem Hund namens Otto, einer Scheidung und einer langen Freundschaft handelt.

Aber eins nach dem anderen!

Leila ist Ägypterin, Nubierin, um genau zu sein. Nach Mojácar ist sie vor genau 30 Jahren gekommen, “para ver”, also um mal zu schauen. Dass sie für immer bleiben würde, konnte sie damals natürlich noch nicht ahnen.

Als ich Leila nach ihrer ersten Erinnerung von Mojacar frage, muss sie laut lachen und erzählt von Otto, einem Mischlingsrüden, der ihr die Angst vor Hunden nahm.

“ Als ich nach eine schier endlosen Fahrt endlich an der Plaza ankam, war es schrecklich heiß, ich hatte Durst und war erschöpft. Eva, in deren Haus ich erstmal bleiben konnte, war nicht da und ich hatte keine Ahnung, wohin ich gehen sollte. Da kam Otto, Evas Hund, mir freudig  entgegengesprungen und begrüßte mich, als hätte er nur auf mich gewartet. Ich aber hatte erstmal höllische Panik und wusste nicht, wie mir geschah. Doch Otto ließ sich nicht von meiner Scheu beirren und zeigte mir daraufhin den Weg zu meiner ersten Bleibe. Es war der Beginn einer langen Freundschaft”.

Wie zur Bestätigung streckt der Nachbarshund seine Schnauze durch den Zaun und kläfft kurz in unsere Richtung.

“Wie hast du von Mojácar gehört?“ will ich wissen. “Das ist eine lange Geschichte, cariño”, aber genau deshalb bin ich ja da, schenke mir Tee nach und nehme mir noch ein Stück vom Kuchen.

Alles begann mit Ana, eine sympathische Frau aus Spanien, mit der sie sich angefreundet hatte und die nach Kairo zum Arbeiten gekommen war. Doch leider verlor Ana den Job und stand plötzlich ohne Gehalt und Dach über dem Kopf da. 

Leila, die damals noch bei ihrer Familie wohnte, nahm Ana bei sich auf und half ihr bei der Jobsuche.
Als sie eines schönen Tages bei der spanischen Schule in Kairo anklopften, war zufälligerweise gerade Pedro, der Direktor der Schule, da und verliebte sich sofort in Leila. Um sie schnell wiederzusehen, lud er sie spontan zu seiner Geburtstagsparty ein (obwohl er gar nicht Geburtstag hatte, wie sich später herausstellte) und machte sich, wie Leila es schilderte, erstmal mächtig zum Clown. Doch er ließ nicht locker und schaffte es nach einigen Versuchen endlich ihr Herz zu erobern.

Doch damit begannen die Probleme leider erst. Denn Leilas Familie, alles stolze Nubier, war alles andere als begeistert von ihrer Beziehung zu einem Spanier und verboten ihr den Umgang mit ihm.

So kam es, dass Leila irgendwann die Koffer packte um in den “Urlaub” zu fahren. Ein paar Monate danach war sie mit Pedro verheiratet und begann ein neues Leben in Tarragona, Pedro Heimat.

Leila lernte schnell Spanisch und lebte sich gut ein, doch mit den Jahren wurden die Konflikte mit Pedro immer mehr und irgendwann gab es keinen anderen Aufweg mehr als die Scheidung. Und dann? Sie wollte allein schon aus Stolz nicht mehr zurück nach Ägypten “Ich konnte da doch nicht wieder mit eingezogenem Schwanz aufkreuzen”, aber in Tarragona wollte sie auch nicht bleiben “viel zu spießig und langweilig”. Also rief sie ihre alte Freundin Ana an, die mittlerweile in Mojácar wohnte und ihr schon viel von dem Ort und seinen schillernden Figuren erzählt hatte.

Kurze Zeit später saß sie mit Sack und Pack in einem kleinen, alten Auto und machte Bekanntschaft mit Otto, der sie leichtfüßig auf ihren ersten Schritten in ihre neue Heimat begleitete. 

Leila eröffnete Mojácars ersten Herbolario (eine art Bio-Kräuterladen), den sie lange Zeit mehr oder weniger erfolgreich führte.
Heute arbeitet sie für einen Immobilienmakler und lebt zusammen mit ihrem Freund in ihrem schönen Strandhaus und backt die besten Apfelstrudel der Gegend. Apropos! Das Rezept hat sie mir auch noch verraten, wobei sie sich jedes Mal etwas Neues ausdenkt und sich eigentlich immer altbewährte “was man eben so hat”- Methode befolgt.

Zutaten:

1 Rolle Blätterteig
1 kg Äpfel
Zimt
ca. 80 gr. Zucker
50 gr. Butter
Stärke
Walnüsse
Ingwer
Rosinen

Die Äpfel in sehr feine Scheibchen schneiden und mit dem Zimt mischen.
Zucker karamellisieren und die Äpfel hinzufügen. Butter zerlassen und zu den Äpfeln in die Pfanne geben. Zum Schluss kommen die Rosinen, die zerhackten Walnüsse und Ingwer dazu! Fall es zu flüssig wird, etwas Maisstärke dazugeben, damit alles etwas dicker wird.
Ein wenig abkühlen lassen.

Geschirrhandtuch mit Mehl bestreuen. Teig mit etwas Mehl bestreuen und mit einem Rollholz so dünn wie möglich ausrollen. Dann den Teig mit den Handrücken vorsichtig zu einem Rechteck ziehen, bis dieser so dünn ist, dass man das Geschirrtuch durchsehen kann.

Apfelstrudel befüllen!

Apfelmasse im unteren Drittel auf dem Teig geben und zu einem Strang formen. Dabei die Ränder frei lassen. Links und rechts die frei gelassenen Teigränder nach innen klappen.

Den Strudel mithilfe des Geschirrtuches auf das vorbereitete Blech mit Backpapier setzen. Dabei das Teigende nach unten schauen lassen. Mit Butter bestreichen. Circa 40 Min. backen. 

Mit viel schwarzem Tee und guten Geschichten servieren, dann schmeckt er am besten 😉

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3 Kommentare zu „7. Leila

  1. Liebe Lea,
    die Freundschaft zwischen Ana und Leila berührt mich sehr – wie sie einander in so schwierigen Lebenslagen halfen. Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie man in der Rückschau ein paar Menschen ausmachen kann, die indirekt und unbewusst große Wendungen ins eigene Leben brachten.

    Und Pedros Vorwand ist schon ein bisschen süß. Hat er wirklich eine Party geschmissen und seine Freunde instruiert? Wie kam es raus, dass alles Show war? Hach, jetzt ein Stück Apfelkuchen und eine Tasse schwarzen Tee und mehr mehr mehr Geschichten aus Mojácar.

    Liebe Grüße
    Lisa

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  2. Liebe Lea,

    ich bin immer wieder erstaunt, durch welche „Zufälle“ und Lebensereignisse die Leute nach Mojácar kamen…und blieben.

    Und vielen Dank für das Apfelstrudel-Rezept. Das klingt sehr lecker. 🤤

    Aber eine Verständnisfrage habe ich noch: Sind Pedro (der Direktor der Schule) und Paco dieselbe Person oder hat sie dann jemand anderen geheiratet?

    VG, Kristin

    Like

  3. Liebe Lea, Deine Geschichten über diese besonderen Menschen sind großartig! Ich wäre jetzt gerne in Mojácar…
    Maren

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